Wie der Tukan in den Schwarzwald kam

„Tukan“ ist mehr als ein Markenname oder ein knuffiges Tofu-Maskottchen. Der Name ist zugleich auch Teil der Agrargeschichte, wie sie in den letzten 30 Jahren geschrieben wurde.

Diese Geschichte hat mit der Heimat des Urwaldvogels zu tun: Es ist die Geschichte von deutsch- und italienischstämmigen Ökobauern, die im Süden Brasiliens Getreide und Sojabohnen anbauten. „Die Wiege des brasilianischen Bio-Anbaus“, so nannte man lange Zeit diese Region im Westen Paranás. 

Während im Norden Brasiliens vermehrt die Abholzung des Urwaldes stattfand, wollten wir mithelfen, in diesem Teil des Landes eine umweltgerechte Form des Anbaus zu erhalten und weiter zu entwickeln. Die Sojabohnen sollten nicht ausschließlich für Tierfutter angebaut werden, sondern für die menschliche Ernährung und das in guter biologischer Qualität. Dazu brauchte es neue Sorten, neue Formen des Ackerbaus, neue Bearbeitungsmethoden. Wir hatten riesige Pläne und − gemeinsam mit „gebana“, einer Schweizer Fair Trade Organisation − Großes vor. 

Doch dann kam alles anders. Um die Jahrtausendwende herum brach das Zeitalter der „grünen Gentechnik“ an: In Nordamerika wurde diese Form des Anbaus Stück für Stück durchgesetzt und erhielt mittels aufwändiger Kampagnen schließlich Einzug in Südamerika. Immer mehr natürliche Landschaft wurde dem großflächigen Anbau von gentechnisch verändertem Futtersoja geopfert, und weitere Rodungen großer Urwaldflächen folgten. Der Tukan und die Ureinwohner Brasiliens verloren ihre natürliche Lebensgrundlage. 

Die Großgrundbesitzer schickten im großen Stil Tankflugzeuge und -fahrzeuge mit giftigen Unkrautvernichtungsmitteln über das Land und scherten sich nicht darum, ob die Indios oder die kleinen Bio-Bauern einverstanden waren oder nicht. Brasilien erfuhr einen enormen Eingriff in das bestehende Ökosystem, die Landschaft wurde mit Hilfe modernster Technologie völlig umgestaltet (Was ihr in der Fotogalerie aus dem Flugzeug seht, war vor einigen Jahren noch Regenwald!). 

So wurde es von Jahr zu Jahr schwieriger, Premium-Soja in Bioqualität zu beziehen: Von Paraná bis Mato Grosso findet man heute nur noch Felder mit gentechnisch veränderten Pflanzen. Dabei geht es hauptsächlich um billiges Tierfutter für Europa und China: Kolonnen von Lastwagen bringen täglich Gensoja und -mais auf Schiffe, die mit über 80.000 Tonnen unter anderem nach Holland und Hamburg fahren. 

Währenddessen hausen die Indigenen an den Dorfrändern, umzingelt von schnell wachsenden und riesigen Gensojafeldern, und die verbliebenen Ökobauern kämpfen um ihr restliches Land. Einige haben aufgegeben. Nicht so Vili Hofmann: Bis heute steht der Landwirt jeden Tag auf seinen Feldern und rupft von Hand das Unkraut aus seinem 25 Hektar großen Sojaacker. Bis heute halten wir Menschen wie Vili die Treue und freuen uns jedes Jahr auf seine Tofu-Bohnen. 

Um aber weiter produzieren zu können und lieferfähig zu bleiben, mussten wir unser Engagement in Brasilien drastisch einschränken. Stattdessen haben wir den bereits 1997 entstandenen regionalen Anbau vor den Toren unserer Firma erweitert. Mit hohem Einsatz, welcher bis in die Entwicklung neuer Sorten hineinreicht, ist uns das auf sehr schöne Weise gelungen. Mittlerweile bauen wir Premium-Soja für Tofu auch erfolgreich in anderen Regionen Europas - wir beziehen heute 100 Prozent der Sojabohnen aus europäischem Anbau! Aktuell arbeiten wir mit rund 90 Landwirten in Deutschland, Österreich und Frankreich zusammen. 

Wer die Geschichten aus Brasilien kennt, versteht, warum wir, die Mitarbeiter der Taifun-Tofu GmbH, uns so sehr mit dem schönen bunten Waldvogel identifizieren können. Der heimatlos gewordene Tukan steht sinnbildlich dafür, dass wir vor den Problemen, die der gentechnologisch ausgerichtete Sojaanbau mit sich bringt, nicht die Augen verschließen sollten. Nach wie vor fühlen wir uns mit der Wiege des brasilianischen Ökoanbaus stark verbunden und wenn sich neue Möglichkeiten eröffnen, sind wir dabei. Ein regelmäßiger Austausch mit den dortigen Menschen liegt uns am Herzen. Der Tukan, als Botschafter und Symbolfigur einer schützenswerten Natur, hat bei uns auf jeden Fall eine zweite Heimat gefunden.